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erufsbild Lerntherapeut:in FAQ

FAQ zur weiteren Entwicklung und Etablierung des Berufsbildes Lerntherapeut:in

1. Wie ist der aktuelle Stand zum Berufsbild Lerntherapeut:in?

Die aktuelle Version des Berufsbildes für Lerntherapeut:innen wurde gemeinsam von BLT und FiL entwickelt und kann hier eingesehen werden. Seit Februar 2022 sind wir auch mit dem BVL im Gespräch zum Berufsbild, haben ihm im August 2022 in Vorbereitung auf ein erneutes Gespräch zur weiteren Kooperation die aktualisierte Fassung zur Verfügung gestellt.

Die Idee des gemeinsamen Berufsbildes mit einem gemeinsamen und von Mitgliedschaften unabhängigen Zertifikat ist hierbei seit 2018 treibendes Motiv und wesentlicher Anlass für die Gründung des Berufsverbands. So heißt der Gründungsauftrag „Zweck des BLT ist, die Etablierung des Berufs der Lerntherapeut*innen zu unterstützen. Er nimmt die berufsständische Interessenvertretung der Lerntherapeut*innen wahr, insbesondere […] durch Entwicklung und Sicherung von einheitlichen Standards für die lerntherapeutische Aus- und Weiterbildung und Fortbildung sowie für die lerntherapeutische Berufsausübung.“

Die vorliegende, aktuelle Version des Berufsbildes ist für den Berufsverband die maßgebliche Basis der berufsständischen Vertretung derart ausgebildeter und arbeitender Lerntherapeut:innen. Es war und ist von grundlegender Bedeutung in Verhandlungen über Rahmenverträge und Entgelte mit Jugendämtern; es ist das Fundament für Aufklärung über die berufliche Leistung und Qualifizierung, für Klarheit und Sicherheit im Angebotsdschungel sowie für eine offizielle Anerkennung von Lerntherapeut:innen mit entsprechendem Hintergrund.

2. Warum soll das Berufsbild weiterentwickelt werden?

Die solide Beschreibung eines Berufsbildes, gefolgt von regelmäßiger Evaluierung und ständiger Weiterentwickelung, ist notwendiger Bestandteil des Prozesses zur offiziellen Etablierung eines Berufs. Nur so wird das Berufsbild schließlich ein allgemeines Berufsbild und relevantes, starkes berufsbildendes und berufspolitisches Instrument. Es ist dazu wichtig zu verstehen, in welche Richtung ein Berufsbild wirkt:

  • Es wirkt zum einen als Rahmung lerntherapeutischer Angebote qualitätssichernd, identitätsbildend und richtungsweisend in die heterogene Berufsgruppe sowie in ihre Aus- und Weiterbildungsgänge hinein.
  • Gleichzeitig hat es Einfluss auf das Berufsumfeld, indem es die fachliche Grundlage einer systematischen fachlichen als auch berufsständischen Interessenvertretung sowie einer starken Öffentlichkeitsarbeit darstellt.
  • Die berufsständische Etablierung dieses Berufsbildes positioniert Lerntherapeut:innen als qualifizierte und anerkannte Berufsgruppe in der deutschen Bildungslandschaft. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass potenzielle Kunden Lerntherapeut:innen nach diesem Berufsbild eindeutig identifizieren können; dafür steht ein Zertifikat. Auf diese Weise wird das Berufsbild verbindliche Rechtsgrundlage der Berufsausübung und stärkt Einkommenssicherheit und Attraktivität auch für den beruflichen Nachwuchs. Es ist Ziel des Berufsbilds, die berufliche Leistungsbreite aufzunehmen und gleichzeitig Qualität, kontinuierliche Verbesserung und Anerkennung zu sichern. Gleichzeitig ist es eine Abgrenzung zu schlecht qualifizierten Anbieter:innen.

3. Warum wird das Berufsbild im BLT weiterentwickelt?

Für den BLT ist es der Gründungsauftrag, die berufsständischen Interessen der Lerntherapeut:innen zu vertreten und dazu unter anderem ein Berufsbild zu etablieren. Rechtlich ist dies nur dem Berufsverband gestattet, da dieser die Eigeninteressen seiner Mitglieder vertreten darf. Das ist den gemeinnützigen Fachverbänden untersagt, da ihr Steuerprivileg an den ausschließlichen und unmittelbaren Nutzen für die Allgemeinheit gebunden ist.

Die Etablierung setzt voraus, dass es ein breit akzeptiertes, fachlich solides und in der aktuellen Bildungsnomenklatur des Deutschen Qualifikationsrahmens DQR angesiedeltes Berufsbild gibt. Der BLT möchte, dass alle lerntherapeutischen Fachverbände und Expert:innen ihre Erfahrungen in die Weiterentwicklung des Berufsbildes einfließen lassen. Damit sollen gemeinsam verlässliche Regelstandards für Ausbildung und Arbeit der Lerntherapeut*innen etabliert werden.

4. Welche Rolle spielt eine neue Zertifizierung?

Eine Zertifizierung ist grundsätzlich immer eine Konformitätsbestätigung: Die Erfüllung der festgeschriebenen Anforderungen wurde geprüft und wird mit dem Zertifikat bestätigt. Eine für Lerntherapeut:innen angedacht Zertifizierung folgt der Idee eines „gemeinsamen Zertifikates“ für alle qualifizierten Lerntherapeut:innen.

Das ist ein wichtiger Unterschied. Heute bestehen Unklarheiten, Unsicherheiten und Unmut aufgrund der intransparenten Hintergründe und Vielzahl vorhandener Zertifikate. Daher die Idee eines „gemeinsamen Zertifikates“, denn hier finden bedeutende vorhandene Zertifikate zusammen und gehen in einem entsprechend schlagkräftigen, gemeinsamen Zertifikat auf, das allgemein bekannt, anerkannt und vertraglich klar ist.

Als Berufsverband sehen wir darin nur Vorteile – für Kinder und Eltern, die sich eindeutig orientieren können, für Kostenträger, die nicht mehr mit der Überprüfung von Qualifikationen überfordert sind, und für Lerntherapeut:innen, deren Zertifikat bei allen Jugendämtern, Schulbehörden und sonstigen Kostenträgern anerkannt ist. So entstehen einerseits Klarheit, Glaubwürdigkeit und Anerkennung und andererseits wird das „an-einem-Strang-ziehen“ in Öffentlichkeitsarbeit, Qualitätssicherung sowie Nachwuchsgewinnung deutlich.

5. Was wird aus den bereits erteilten Zertifikaten?

Die Zertifikate von FiL und BVL stellen derzeit den besten verfügbaren Standard dar. Die Inhaber:innen dieser Zertifikate verfügen neben einer soliden Ausbildung über viel Praxiserfahrung. Daher arbeitet der BLT an einem Modell, das den Inhaber:innen dieser Zertifikate keine Zusatzleistungen abverlangt.

6. Und eine Akkreditierung?

Oft erschien es so, als sei ein zentraler Diskussionspunkt im Hinblick auf das Berufsbild die Idee eines akkreditierten Zertifikats Lerntherapie. Dies mag daran liegen, dass diese sehr neuartige und relativ komplexe Idee entsprechenden Raum in den Dialogen einnahm.

Der Reihe nach:

  • Traditionelle Anerkennungen von Berufsbildern sind entweder für Lerntherapeut:innen nicht erreichbar (z.B. Kammerberufe wie bei Ärzt:innen) oder existieren nicht mehr (z.B. staatliche Anerkennung wie bei Erzieher:innen). Als Ersatz zur staatlichen Anerkennung hat die Bundesregierung die akkreditierte Personenzertifizierung eingeführt.
  • Die Idee der Nutzung bekannter, etablierter Zertifizierungen für unser Berufsbild ist sehr attraktiv. Zertifikate sind in vielen Berufen bekannt und bedürfen deutlich weniger Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit und schonen die eigenen Ressourcen der Berufsgruppe. ISO-Zertifikate sind immer unabhängig und eingebunden in ein qualitätssicherndes System der Akkreditierung des
  • Dieser Weg ist eine Option und keine gesetzliche Pflicht in unserem Tätigkeitsfeld. In anderen Berufen verlangen offizielle Stellen zunehmend derartige Zertifikate mit der Folge, dass nur diese Zugang zu Verträgen erhalten. Die ISO-Zertifizierung macht den Amtsstuben das Leben leichter, weil die Überprüfung der Qualifikation verlagert wird. Wir sehen es als unsere berufsständische Pflicht an, diese Option zu eruieren und zu diskutieren, um auf eine möglicherweise verpflichtende Einführung vorbereitet zu sein.
  • Einigt sich die Gemeinschaft der Lerntherapie sich auf die Variante einer gemeinsamen Zertifizierung, so kommen auf Lerntherapeut:innen unwesentlich veränderte Zertifizierungskosten zu. Dies haben uns verschiedene Anbieter vorgerechnet und bestätigt. Als Nachteil wird häufig empfunden, dass „ein fremder Zertifizierer im Boot“ wäre. Das ist aber eigentlich ein Vorteil, weil ein solches Zertifikat glaubwürdiger und breiter akzeptiert ist, weil es nicht wie die bisherigen selbstreferenziell ist. Wir sehen viele Vorteile, allerdings auch eine Veränderung im Gefüge etablierter Verbände. Das braucht Überzeugung, Unterstützung, Zeit.

Als Berufsverband setzen wir uns heute vor allem für Klarheit und Transparenz bei Qualifikation und Qualität lerntherapeutischer Leistungen ein sowie perspektivisch für ein gemeinsames Zertifikat, das unabhängig von der Mitgliedschaft in einem Verband angeboten wird. Wie wir das wann erreichen können bzw. müssen, hängt neben den Anforderungen aus unserem Berufsumfeld auch ab von allen Lerntherapeut:innen und Mitgliedern der Verbände.

7. Wie geht es jetzt weiter?

Als Berufsverband werden wir weiter mit dem aktuellen Berufsbild arbeiten und weiter auf dieser Grundlage Rahmenverträge mit Jugendämtern und anderen Kostenträgern schließen. Parallel werden wir weiterhin die Kooperation mit den Fachverbänden suchen, pflegen und wo immer möglich stärken. Unabhängig davon werden wir die weitere Entwicklung des Berufsbildes gemeinschaftlich mit unseren Mitgliedern sowie in einem Qualitätsrat mit Vertreter:innen aus der Forschung, Lehre, Weiterbildung und Praxis der Lerntherapie vorantreiben. Wie das genau aussehen kann, erarbeiten wir gerade. Mit unseren Mitgliedern möchten wir alsbald in den Dialog kommen und laden dazu zur regelmäßigen BLT-Agora ein.